Der hessische Landesparteitag 2012.1 ist gerade vorbei. Einem erfolgreichen Samstag folgt ein nicht ganz so erfolgreicher Sonntag. Und schon sind Rufe nach einem Dezentralen Parteitag als Lösung aller Probleme zu hören.
Viele Reden vom Dezentralen Parteitag, doch nicht jeder weiß, was das ist. Aus diesem Grund und um zu erläutern, wo die Grenzen eines Dezentralen Parteitags liegen, habe ich diesen Text geschrieben.
Was ist ein Dezentraler Parteitag?
Kurz gesagt, an verschiedenen Orten im Land werden gleichzeitig Parteitage abgehalten, so das mehr Piraten an den Parteitagen teilnehmen können. Die verschiedenen Ort sind miteinander verbunden. Die Kommunikation untereinander ist gewährleistet. Die jeweilige Seite bekommt mit, was gerade auf der anderen Seite passiert. Ansonsten funktioniert es wie ein normaler Parteitag an zwei Orten. Wobei Abstimmungen gleichzeitig an beiden Orten durchgeführt werden.
Gab es so etwas schon?
Ja, der KV Trier hat das schon mal gemacht.
Löst ein Dezentraler Parteitag die Probleme unseres letzten LPTs?
Welche Probleme? Im Moment haben wird das klassische Problem einer Lösung, für die wir das Problem zusammenbauen, aber ohne jemals eine Analyse vorgenommen zu haben.
Daher hier zuerst der Versuch, der (unvollständigen) Problemanalyse.
Problemanalyse
Das Ziel des programmatischen Parteitags war es, Programm zu verabschieden. Was auch sonst! 😉 Das Ergebnis war, es wurden Anträge behandelt, aber nicht alle. Unser Problem ist, wir hätten gerne noch mehr Anträge behandelt.
Woran hat es gelegen?
Das nicht alle Anträge behandelt wurden, kann viele Gründe haben. Ein Paar sind hier aufgeführt.
- Zu viele Anträge (>130)
- Die Zeit war zu knapp (2 Tage ca. 2x 9h)
- Schlechte Anträge/schlecht Vorbereitung der Anträge
- Schlecht Vorbereitung der Teilnehmer/keine Vorbereitung der Teilnehmer möglich
- Zu lange Redebeiträge/Wiederholungen der Redebeiträge
- Zu viele Redner
Und es gibt bestimmt noch weitere Gründe.
Ein großes Probleme ist die schlechten Vorbereitung der Teilnehmer und zum Teil auch der Anträge. Beides sind allerdings nur schwer organisatorisch zu lösende Probleme.
Ich denke, das eigentliche Hauptproblem des LPTs war, die Diskrepanz zwischen Anzahl der Anträge und der zur Verfügung stehenden Zeit.
Und das löst nun ein Dezentraler Parteitag?
Weder die Anzahl der Anträge, noch die zur Verfügung stehende Zeit, werden durch den Dezentraler Parteitag weniger bzw. mehr. Ganz im Gegenteil wird mit steigender Teilnehmerzahl auch die Anzahl der Anträge und Redebeiträge mehr. Die Wahrscheinlichkeit schlechter Anträge und Redebeiträge steigt ebenfalls an.
Hinzukommen Reibungsverluste zwischen den Standorten. Reibungsverluste führen dazu, dass Zeit für Dinge gebraucht wird, die vorher nicht nötig war. Beispielsweise müssen die Abläufe synchronisiert werden, die verschiedenen Versammlungsleiter müssen Rücksprache untereinander halten, es gibt Wiederholungen von Redebeiträgen, Kommunikationsproblemen etc.
Daher wird ein Dezentraler Parteitag unsere Parteitage nicht verbessern.
Wozu ist dann ein Dezentraler Parteitag gut?
Ein Dezentraler Parteitag kann dazu dienen, mehr Piraten die Teilnahme an Parteitagen zu ermöglichen. Dezentral besteht die Möglichkeit mehr Teilnehmern anzusprechen, denen aus unterschiedlichen Gründen, die Wege zu weit oder die Kosten der Anreise zu hoch sind.
Allerdings ist das nicht die einzige vorstellbare Lösung. Beispielsweise könnte das gleiche Ergebnis auch mit Briefwahlen oder Urabstimmung erreicht werden. Mit dem Nebeneffekt, das auch Piraten, die terminlich verhindert sind, teilnehmen können.
Fazit
Ich sehe nicht, dass eine Dezentralen Parteitag dabei hilft, unsere Parteitage effizienter zu gestalten. Der Dezentrale Parteitag ist die Möglichkeit, die Teilnehmeranzahl zu erhöhen. Allerdings mit einer gleichzeitigen Erhöhung der Redebeiträge und damit der Verstärkung der Probleme des letzten Parteitags. Um unsere Parteitag zu verbessern, brauchen wir andere Lösungen.
Weitere Infos:
Mattes spricht sich aus 